Ein Naturwissenschaftslehrer auf Sendung Inspire article

Übersetzt von Regina Mark. Marco Martucci erzählt Eleanor Hayes was Naturwissenschaftsunterricht und Radio Journalismus gemeinsam haben.

Lugano, Marcos Heimatstadt
und die größte Stadt im
Kanton Ticino

Mit freundlicher Genehmigung
von Lugano Tourism

Haben sie sich jemals gewünscht, wenn Sie ein besonders interessantes Thema in der Klasse erklärt haben, der Welt davon erzählen zu können? Zu erklären, was die Struktur der Zelle so faszinierend macht, warum wir Newtonsche Physik brauchen um zum Mars zu fliegen oder die Chemie, die in einer Ölpfütze steckt? Marco Martucci tut genau das- er kombiniert seinen Beruf als Lehrer mit der Arbeit in einer wöchentlichen Radioshow über Wissenschaft.

Wie kam es dazu?

Nach seinem Abschluss in Chemie in Zürich in der Schweiz begann Marco als Chemiker in der Industrie zu arbeiten, aber es war nicht der richtige Job für ihn. “Ich kommuniziere gerne, Ich erkläre gerne und dort war das nicht möglich. Es war interessant, aber eine abgeschlossene Welt.” Zu unterrichten, dachte er sich, klingt erfüllender – und damit lag er absolut richtig. Nachdem er zum Lehrer umgeschult hatte, begann er allgemeine Naturwissenschaften zu unterrichten vor Kindern zwischen 11-15 Jahren. “Es macht mir mehr Spaß diese Altersgruppe zu unterrichten als ältere Schüler: sie können vielfältige Themen bearbeiten und sind nicht beschränkt auf Biologie, Chemie oder Physikstunden. Und sie sind sehr empfänglich dafür – sie sind neugierig und wollen alles wissen und ich genieße das.

Lugano, Marcos Heimatstadt
und die größte Stadt im
Kanton Ticino

Mit freundlicher Genehmigung
von Lugano Tourism

Marco begann gelegentlich Artikel für Zeitungen zu schreiben in Ticino- dem einzigen Kanton der Schweiz in dem Italienisch Amtssprache ist. Er schrieb natürlich über Chemie, aber auch über seine anderen Passionen- die Natur und Spitzenforschung im Allgemeinen. Seine Zeitungsartikel waren beliebt und bald daruaf trat man an ihn heran, mit dem Vorschlag seine Talente in ein anderes Medium zu transferieren: das Radio. Marco wurde seine eigene Radioshow angeboten: Jede Woche hatte er sieben Minuten Zeit sein Publikum mit dem wissenschaftlichen Thema des Tages zu bilden, zu fesseln und zu bezaubern.

Während der letzten 15 Jahre hat Marco in seinem Programm “La scienza, la narura, le cose” (Wissenschaft, Natur, Dinge)w1 Chemie, Natur, Astronomy, Luftfahrt, Kernenergie, Stammzellen, Klimawandel, gentechnisch veränderte Ogranismen, den Ölteppich im Golf von Mexiko und viele andere Themen abgedeckt. “Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Öffentlichkeit gut über Wissenschaft informiert ist, weil es in diesem Bereich viele irreführende Informationen kursieren. Es ist unglaublich, was die Leute alles nicht wissen! Also versuche ich das zu beheben – nicht nur in der Schule, sondern auch in meiner Radioshow.” Und er hat offensichtlich Erfolg – 2002 wurde er mit dem Prix Media, dem Preis für Wissenschaftsjournalismus der Schweizer Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Trotz seines breit gestreuten Interesses und seines beeindruckenden Wissens kann Marco nicht Experte für jedes Thema sein. Glücklicherweise hat er ein breites Netzwerk mit Kontakten – in Forschungsinstituten, Universitäten und in der Industrie. “Das ist sehr wichtig für einen Journalisten, aber natürlich ist es auch für meinen Beruf als Lehrer sehr nützlich einen direkten Kontakt zu diesen Leuten zu haben. Es ist ein großer Vorteil für meinen Unterricht und einer der Gründe warum mein Direktor mir die Zeit für die Radioshow zugesteht. Schließlich spielen Musiklehrer ja auch oft in Orchestern – ganz ähnlich gibt es zwischen meinen beiden Jobs einen Synergismus. Eines der Risiken als Lehrer ist, auf dem eigenen Feld nicht auf dem aktuellen Stand zu sein – vor allem in der Wissenschaft. Aber meine Arbeit fürs Radio hält mich auf dem neuesten Stand und ermöglicht mir, meinen Schülern neueste Forschung nahezubringen. Sie sind dafür sehr offen, weil sie die Themen im Fernsehn sehen und die Woche darauf können wir in der Schule darüber sprechen.”

Der Lehrplan selbst ist nicht immer sehr aktuell, daher kann es problematisch sein, neueste Forschung in den Naturwissenschaftsunterricht einzubringen. Marco hingegen denkt, dass es etwas ist, was mit den richtigen Unterrichtsmaterialien und ein bisschen Vorstellungskraft geschafft werden kann. “Science in School ist zum beispiel ein sehr, sehr gutes Magazin”, sagt er.

Marcos Schule, die Scuola
Media Barbengo, in Lugano in
der Schweiz

Mit freundlicher Genehmigung
von Marco Martucci

Ich werde dem wohl kaum widersprechen. Marco ist offenbar schon lange ein Fan der Unterrichtsmaterialien, die von EIROforumw2, dem Herausgeber von Science in School und seinen Mitgliedern produziert werden. “2002 hat EIOforum ein sehr gutes Set für Lehrer gemacht – Couldn’t be without itw3 (dt: “Ich könnte nicht mehr ohne”), das die Verbindung moderner Wissenschaft und alltäglicher Dinge wie CDs oder Lasern, unserer Energieversorgung oder Medizinischer Behandlung zeigt. Die europäische Weltraumbehörde ESA produziert ebenfalls hervorragende Lehrmaterialien – wir haben einige ihrer International Space Station materialsw4 (dt: Materialien zur Internationalen Raumstation) letzte Woche in der Klasse benutzt und ich habe die Schüler dazu gebracht, Skateboard zu fahren.”

Unser Gespräch führen wir entsprechend enwähren der Mittagspause einer Konferenz am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (European Molecular Biology Laboratory (EMBL))w5 – einer Konferenz komplett über Sex. Marco sammelt Material für seine Radioshow, aber auch für zukünftige Schulstunden. Und dafür sollte ihm die Konferrenz ausreichend Gelegenheit bieten – das Themenspektrum reichte von der Evolution des Sex, der Biologie Intersexualität genauso wie dem männlichen und dem weiblichen Gehirn.

Ich frage Marko wie er die Themen für seine Sendung auswählt, aus dieser Fülle an Materialien?

“Ich hole mir Ideen von wissenschaftlichen Themen die gerade in den Medien sind, aber manchmal wähle ich auch ein Thema, das nicht sonderlich aktuell ist- einfach weil ich denke, dass die Leute mehr wissen sollten über zum Beispiel die Zelle. Aber ich halte immer Ausschau nach neuen Themen. Sowohl als Lehrer, als auch als Journalist ist meine Antenne immer auf Empfang, 24 Stunden am Tag. Glücklicherweise ist meine Frau da sehr geduldig.”

Und an wen wendet sich Marco mit diesem Programm?

Marco Martucci
Mit freundlicher Genehmigung
von Marco Martucci

“Wenn man auf Sendung ist, weiß man nie, wer gerade zuhört. Es könnte ein Wissenschaftler sein, ein ganz einfacher Mensch oder sogar ein Kind. Also versuche ich, ohne dabei gönnerhaft zu klingen eine Geschichte zu erzählen die verständlich ist, aber vor allem auch wissenschaftlich korrekt sein muss. Wenn ich also über etwas spreche, was außerhalb meines Fachgebiets liegt- bedenken Sie, dass ich eigentlich Chemiker bin, frage ich Leute um Rat, bevor ich die Show aufnehme. Wenn möglich spreche ich mit einem Wissenschaftler oder zumindest mit dem PR-Beauftragten [des entsprechenden Instituts]. Ich will sicherstellen, dass das, was ich sage richtig ist- wenn ich es nicht nachprüfen kann, dann sage ich es nicht.”

Wenn doch nur alle Journalisten so akribisch wären. Vielleicht sollten einfach mehr Lehrer aus den Naturwissenschaften über den Äther gehen?


Web References

  • w1 – Um Sendungen von Marco Martuccis Radioprogramm “La scienza, la natura, le cose” (Wissenschaft, Natur, Dinge) zu hören, besuchen Sie die Website: www.rsi.ch/podcast
    • Davor war das Programm unter dem Namen “Dentro le cose” (Im Inneren der Dinge”) und “Natura sott’occhio” (Naturbeobachtungen”) bekannt.

  • w2 – EIROforum, der Herausgeber von Science in School ist eine Kollaboration zwischen Euroas acht größten internationalen staatlichen Wissenschaftsorganisationen. Für mehr Informationen besuchen Sie: www.eiroforum.org
  • w3 – Das Lehrmaterial Set Couldn’t be without it [dt: “Ich könnte nicht mehr ohne”], produziert 2002 von EIROforum, dem Herausgeber von Science in School, kann kostenfrei heruntergeladen werden unter: http://scitech.web.cern.ch/scitech
  • w4 – Die DVDs der europäischen Weltraumagentur ESA (Mission 1-4) über die internationale Raumstation (ISS) und das ISS Unterrichtsset – zusammen mit einer Vielzahl andern Unterrichtsmaterials- kann auf der ESA Website heruntergeladen oder bestellt werden (klicken Sie auf “Online materials”): www.esa.int/educationmaterials
    • Die ESA, mit ihrem Hauptquartier in Frankreich, in Paris ist Europas Portal ins Weltall. Sie ist ein Mitglied von EIROforum, dem Herausgeber von Science in School. Für mehr Informationen besuchen Sie: www.esa.int

  • w5 – Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) ist Europas Flaggschiff Labor für Biowissenschaften und ein Mitglied von EIROforum, dem Herausgeber von Science in School. Für mehr Informationen besuchen Sie: www.embl.org

 

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